Das Ehrenamt als (Umsatz-)Bremse

Land auf, Land ab loben Politiker und Funktionäre von Wirtschaftsverbänden das Ehrenamt als wertvolles Mittel zur Überwindung gesellschaftlicher Probleme. Ob Freiwilligenarbeit, bürgerschaftliches Engagement oder zivilgesellschaftliches Engagement. Die Propagierung von unentgeltliches Handeln im gemeinnützigen Bereich ist in aller Munde.Was die Propagandisten dabei übersehen ist, dass das Ehrenamt oft mehr Schaden anrichtet, als dass es nützt.

Denn durch das Ehrenamt werden – wie durch die 1-Euro-Jobs - Arbeitsplätze vernichtet. Mögliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen entstehen nicht und professionelle Dienstleister bleiben ohne Aufträge. Jeden Handwerker freut es ungemein, wenn der Kunde auf seine Angebote verzichtet, weil er einen Heimwerker kennt, der es schwarz billiger macht.

Die Konsequenz: Steuern werden nicht gezahlt, die Kassen der Renten und Krankenversicherung bleiben leer und die Allgemeinheit muss die so verfestigte Arbeitslosigkeit auch noch finanzieren. Sozial ist das nicht. Im Gegenteil, es wird sogar noch zynisch: Das Ehrenamt wird ja häufig von Ruheständlern, die ihre Rente sicher haben oder sonst wie materiell abgesicherten Personen, die es sich leisten können Zeit dafür aufzuwenden, ausgeübt. Gleichzeitig erwarten die Ehrenamtler aber, dass diejenigen, denen sie die Arbeit wegnehmen, ihre Rente finanzieren. Wie soll das funktionieren?

Auch der Handel guckt dabei in die Röhre, denn jeder Euro, der nicht verdient wird, wird in den Geschäften auch nicht ausgegeben. Und warum sollte man sozial und gesellschaftlich sinnvolle Arbeit nicht auch ordentlich und vernünftig bezahlen?Ehrenamt bedeutet also auch:

  • keine Schaffung von Arbeitsplätzen,
  • keine Beiträge für die Sozialversicherungen,
  • keine Beiträge für die Krankenkassen,
  • weniger Steuereinnahmen,
  • keine Impulse für den Konsum.

Wollen Sie das? Oder hätten Sie nicht lieber ein Ährenamt, das Ihnen Brot gibt? Zumal Sie mit ehrenamtlicher Arbeit keine Karriere machen.

Besonders in der Wohlfahrtspflege hat die Arbeitsplatzvernichtung durch das Ehrenamt katastrophale Ausmaße angenommen: Hier sind rund 2,5 bis 3 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig; in der Diakonie kommt auf fast jeden der 450.000 hauptamtlichen ein nebenamtlicher Mitarbeiter.Man sieht: Würde man das Ehrenamt abschaffen, könnten viele Menschen wieder Arbeit finden und Umsätze generieren! Dür den Staat und die Gesellschaft lohnt sich das doppelt: Sie bräuchten keine (oder weniger) staatliche Transferleistungen mehr, auf die sie ein Anrecht haben. Ein Teufelskreis.

Die geleisteten ehrenamtlichen Stunden sind - zumindest im Sozialbereich - als geldwerte Leistungen anzusehen und müssten dementsprechend versteuert werden. Sozialabgaben müssten ebenfalls entrichtet werden. Dazu muss ein entprechendes Gesetz erlassen werden.

PS:

Echte Ehrenamtler wie Schöffen, Schiedsleute, sachkundige Bürger in Kommunalparlamenten, Wahlhelfer sowie Vereins- und Parteivorstände sind von dieser Kritik ausgenommen.